Obertonkreise

 

Die Obertonkreise sind ein Serie von Klangskulpturen, die nach einem identischen Prinzip entstanden. An einem kreisförmigen Stahlblech wird durch Anregung des Außenrandes ein sich langsam aufschwingender Oberton erzeugt. Dieser Vorgang endet bei voller Entfaltung des Resonanzvolumens. In der langen Phase des Ausklangs kommt es zu dem Phänomen, das der Ton sehr langsam immer leiser wird und dann nicht mehr hörbar zu sein scheint, wobei der Stahl aber immer noch spürbar schwingt mit einer leichten Vibration.

Aufliegend auf einem Lautsprecher, bei großen Versionen mit einer Unterkonstruktion, reproduziert dieser den akustischen Mitschnitt des Stahls. Dabei entsteht eine spezifisch seitliche Abstrahlung zwischen Boden und Gegenstand mit einem extrem horizontalen Hörbild. Dies unterstützt die symbiotische Anmutung des Klanges als zum Objekt gehörig.

Bei einer solitären Präsentation interessiert mich besonders die Möglichkeit einer veränderten Erwartung von Ereignis und Stille. Die Wiederkehr des Klangereignisses im offenen Raum einer Parklandschaft belebt besonders die Hörmomente im Dazwischen. Scheinbar bewirkt die Erwartung auf eine neuerliche Hörbarkeit eine Vergrößerung aller Geräuschewahrnehmungen in ihrer Präsenz und Gleichzeitigkeit.

Werkstatt Schloß, Kulturamt, Wolfsburg 1997

Photo: Nisse Pettersson│The Baltic Sculpture Exhibition, Visby 1993

In der Anordnung mehrerer Obertonkreise mit unterschiedlichen Durchmessern und Materialstärken arbeite ich mit anderen zeitlichen Strukturen. In diesen Formationen entstehen Überlagerungen und Parallelereignisse, Verdichtungen und Additionen. Die durch das Bearbeitungsverfahren des Materials gegebene Polytonalität wird als Ereignis präsentiert, als Lautstärke und Klangvielfalt, als überlagerndes und raumgreifendes Prinzip.


  • Galerie Giannozzo, Berlin 1989

  • The Baltic Sculpture Exhibition, Visby 1993

  • Werkstatt Schloß, Kulturamt, Wolfsburg 1997


Runde Stahlbleche in unterschiedlichen Durchmessern und Materialstärken, Lautsprecher, Kabel, 1-kanalige Komposition, Zuspieltechnik 

Werkstatt Schloß, Kulturamt, Wolfsburg 1997