Klanquellen

Eine weitläufige auf dem Wasser schwimmende Ansammlung von weißen in Form und Größe differierender Kunststoffkanister ist das Ausgangsmaterial meiner Klangquellen.

Als mehr oder weniger zusammenhängender Verbund sind sie weit sichtbar und werden von äußeren Bedingungen wie Wind und Wellen beständig in Bewegung versetzt und verändert, bleiben aber immer in einer flexiblen zusammenhängenden Konstellation erhalten.

Zur Erscheinung der auffälligen auf dem Wasser schwimmenden Ansammlung kommt die akustische Besonderheit einer neu erfahrbaren Hörsituation:

Eine kompositorisch festgelegte Anzahl von Kanistern dient als Klangresonatoren innerhalb der Gesamtanordnung, sodass sich räumliche akustische Bewegungen innerhalb der Fläche abbilden. Was von weitem wie ein Gesamtklang der schwimmenden Kanister anmutet, verändert sich mit zunehmender Nähe in eine hörbare Differenzierung von hin und her springenden Hörimpulsen.

 
 
 

Entscheidend für die Standortwahl ist hier die Umsetzung der unterschiedlichen Distanzwahrnehmungen der Skulptur: optisch weit sichtbar mit der Möglichkeit einer relativen Annäherung um die Klangbewegungen wahrnehmen zu können und die Nähe einer stark frequentierten Stadtautobahn deren Geräuschemission die Parkanlage hörbar dominiert.

Zum vibrierenden Klangfeld der schwimmenden Kanister kommen alle weiteren auditiven Impulse, die zufällig vor Ort existieren und zusammen mit der Klangskulptur das gesamte Hörbild bestimmen. Kompositorisch ist dieser Zusammenhang so angelegt, dass die Art und Erscheinung der Kanisterresonanzen an diesem ausgesuchten Ort dem Zweck dienen, alle urbanen Geräusche in einem Hörprozess gemeinsam musikalisierbar werden zu lassen, was sich auch in besonderer Weise einstellt, wenn durch Lautstärkeverschiebungen die Aufmerksamkeit zu wandern beginnt. Mein Konzept untersucht, ausgehend von der Konzentration auf ein klangliches Ereignis, die mögliche Interaktion des interessierten Ohrs mit beiläufig und oft Ungehörtem, sowie Gleichzeitigem und parallel Existierendem.

Der ästhetische Reiz von Kanistern aus Kunststoff besteht für mich darin, die rein funktionale Deutung als Industrieprodukte oder auch als Abbild von Umweltverschmutzung mit der künstlerischen Behandlung als plastischem Material zu konfrontieren und zwar mit Hilfe von Klang. Ebenso interessiert mich die sich verändernde Wahrnehmung von visuell bekannten Objekten, wenn sie als Klangkörper genutzt werden und überraschend neue Deutungsmöglichkeiten vermitteln. Diese Einbindung und Transformation von Alltagsrealität unter den Bedingungen auditiver und visueller Rezeption bestimmt dann nachhaltig den Augenblick und  das Atmosphärische des Ortes.


  • Kunstfestspiele Herrenhausen, Hannover 2016


24- kanalige Komposition, 3 x Achtkanalverstärker, Klangspeicher/ Wave Player/ 24-kanalig auf Chip Basis, 250  industrielle Kunststoffkanister in diversen Größen und Formen, 24 Kanister als Resonatoren mit Piezo Lautsprechern, Neopren Stromkabel in ausreichender Länge, Verkehrsgeräusche des Westschnellwegs.